Dominik Schreiber, Wiener Umweltanwaltschaft

Es gibt für mich frühmorgens kaum etwas Schöneres, als mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren. Man bewegt sich, füllt die Lunge mit Sauerstoff, erlebt die aufgehende Sonne und sieht die langsam erwachende Stadt. Herrlich! Ich fahre eigentlich jeden Tag mit dem Fahrrad – außer es schüttet in Strömen, oder die Fahrbahn ist vereist. Wenn es kalt ist, ziehe ich mich halt entsprechend an.

radfahren blog scd kleinAuf meiner Radstrecke gibt es viel zu sehen und ja, auch wenn ich schon hundert Mal daran vorbei gefahren bin, erfreuen mich schöne oder interessante Gebäude, bunte Straßenkunst, blühende Pflanzen, singende Vögel immer wieder. Vom Westbahnhof geht es über den Gürtelradweg nach Norden. Gleich am ersten Stück ist ein Skaterpark. Der ist zwar in der Früh menschenleer, aber später am Tag konnte ich dort schon richtige Skateboardprofis bei ihren Sprüngen und Drehungen beobachten. Weiter geht es vorbei an der imposanten Zentrale der Büchereien Wien, auf deren Stufen in der warmen Jahreszeit zig Leute sitzen, „chillen“ und plaudern. Später komme ich am Chelsea vorbei, in den Stadtbahnbögen bei der Thaliastraße. Dort ist es auch noch ruhig in der Früh, außer der fleißige Hauswart, der die Reste des vergangenen Abends zusammenkehrt. Im Chelsea habe ich übrigens bei der letzten Fußball-EM einmal im Vorbeifahren an einem Nachmittag an den außen hängenden Monitoren ein scheinbar entscheidendes Tor miterlebt, worauf hin das ganze Lokal aufgesprungen ist und laut aufgejault hat. Ein Stück später fahre ich am AKH vorbei. Am Dach des östlichen Spitalsturms sieht man im Sommer manchmal Dampfwolken aufsteigen, die im Sonnenschein richtiggehend zu tanzen scheinen. Dass die Abluft von Kühl- oder Klimaanlagen eine*n derart erfreuen kann, hätte ich auch nie gedacht.

Was noch bemerkenswert ist, sind die Vogelstimmen, die ich dort zwischen den lauten Verkehrsphasen höre. Im Geäst der Platanen sitzen und zwitschern Vögel, und wenn gerade kein Auto vorbeifährt, hört man sie. Schön, oder? Im Abschnitt neben der Remise am Währinger Gürtel stehen mehrere Lindenbäume. Deren Duft, wenn sie blühen, ist betörend und lässt eine*n leicht vergessen, dass man gerade auf einer der meist befahrenen Straßen Wiens unterwegs ist. Schließlich verlasse ich am Liechtenwerder Platz den Gürtel und fahre hinunter zum Donaukanal. Am dortigen Radweg tummeln sich in der Früh schon recht viele Radfahrer*innen, aber auch Jogger*innen. Im Winter weniger, in der warmen Jahreszeit mehr, in der Zeit vorm Wien Marathon noch mehr. In wenigen Minuten geht es dann hinaus nach Heiligenstadt, wo das Büro der WUA ist. Blick nach rechts aufs Wasser, wo ich immer wieder Reiher und andere schöne Vögel sehe. Blick nach links, sehe ich Graffitis, zum Teil richtige Kunstwerke (Foto!). Und schon rolle ich in der Holzgasse aus, stell das Fahrrad ab, und der Arbeitstag kann beginnen.

© Foto: Dominik Schreiber

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