Ursprünglich war angedacht, in Tschechien am Standort Dukovany ein neues Atomkraftwerk zu errichten. Nun wurde vonseiten der tschechischen Regierung verkündet, dass insgesamt vier neue Reaktoren gebaut werden sollen. Aktuell läuft bereits das Bieterverfahren.

Für Aufsehen hat gesorgt, dass der Projektantrag des amerikanischen Unternehmens Westinghouse negativ bewertet wurde. Daher gibt es nur noch zwei Bieter für den Auftrag: EDF aus Frankreich und KHNP aus Südkorea. Die tschechische Regierung rechtfertigt dieses Vorhaben mit der Notwendigkeit, CO2-Neutralität zu erreichen. Allerdings ist höchst fraglich, ob Nuklearkraft hier das richtige Mittel darstellt.

Nukleare Neubauprojekte in Europa benötigen aktuell im Schnitt 15 bis 20 Jahre, bis Strom fließt, und verschlingen viel mehr finanzielle Ressourcen als angenommen. Beispielsweise kostet Hinkley Point C, ein Reaktor in Großbritannien, der durch EDF gebaut wird, inzwischen rund 40 Milliarden Euro, was mehr als der doppelten Summe entspricht, die ursprünglich projektiert wurde. Auch kommt es immer wieder zu Verzögerungen beim Bau. Hinkley Point C soll frühestens 2029 ans Netz gehen und benötigt somit über 16 Jahre an Bauzeit. Das bedeutet, dass neue AKW in Europa nicht schnell genug gebaut werden können, um gegen den Klimawandel etwas auszurichten.

Tschechien projektiert die neuen Reaktoren mit cirka 20 Milliarden Euro pro Einheit. Ein Finanzierungskonzept wurde noch nicht vorgestellt. Selbst wenn es bei diesem Preis bleibt, stellt das Vorhaben eine massive Belastung des tschechischen Staatshaushaltes dar. Aktuell hat das Land Schulden von rund 100 Milliarden Euro, die auf einen Schlag deutlich anwachsen würden. Die aktuelle Zinslage erschwert zusätzlich die Lukrierung der notwendigen Kapitalkosten. Dadurch werden finanzielle Ressourcen für viele Jahre gebunden, ohne eine Wirkung zu erzielen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre es viel sinnvoller, in Erneuerbare Energieträger zu investieren, welche wesentlich billiger und viele schneller umsetzbar sind.

Da Nuklearkraft keine nachhaltige Energieform darstellt und immer mit der Gefahr eines schweren Unfalls gerechnet werden muss, fordert die WUA, dass Tschechien diese Entscheidung überdenkt.

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