Wien wird in den nächsten Jahrzehnten zu einer Zweimillionen-Stadt wachsen!

Urbanität bietet jene Lebensqualität, die es ermöglicht, Ressourcen schonend zu leben, den Weg von der Effizienz zur Suffizienz zu finden und die kreatives Potenzial konzentriert. Als eine der lebenswertesten Städte der Welt hat Wien breiten Spielraum, auf die Fragen unserer Zeit originell und zukunftsweisend zu antworten.

Die WUA beschäftigt sich schon seit Jahren mit den Auswirkungen des Klimawandels auf urbane Gebiete und arbeitet intensiv an einem Zukunftsszenario zu „Wien 2030“. Schon im Jänner 2010 haben wir namhafte ExpertInnen zu Zukunftsgesprächen „Wien 2030 – Coole Stadt am heißen Planeten“ eingeladen. Damals wurden in drei Diskussionsrunden zu den Themen „Urbane Evolution – Mensch und Grünraum 2030“; „Was bewegt – Energie und Mobilität 2030“; „Leben global – ein Wiener Beitrag zur weltweiten Fairness“, in konstruktiven Workshops die Grundlagen für die Fortführung unseres Projektes bestimmt. Nachdem wir die Ergebnisse dieser Gesprächsrunden aufgearbeitet und ergänzt haben, wurden die Konzepte, Ideen und Visionen ausführlich erörtert und abgeschlossen.

Nachstehend präsentieren wir die Ergebnisse für den Bereich Stadtplanung. Wir möchten darauf hinweisen, dass hier die Ergebnisse nur sehr verkürzt dargestellt werden können. Gerne stehen unsere ExpertInnen für Detailinformationen zur Verfügung.

Begrünung dicht bebauter Gebiete
Wärmeinseln/Frischluftschneisen
Grünraumsicherung
Stadt der kurzen Wege

Begrünung dicht bebauter Gebiete

fassadenbegruenung.jpgDurch den Klimawandel muss mit der Zunahme von Temperatur- und Wetterextremen gerechnet werden. Um dem entgegenzusteuern muss Wien ein innovatives Begrünungsprogramm – insbesondere in den dicht bebauten Gebieten – entwickeln. Es werden mindestens 50 % der Wiener Dächer als Gründächer und/oder zur Energiegewinnung genutzt. Die Vorbehalte in der Bevölkerung werden gezielt durch Bildung und Öffentlichkeitsarbeit abgebaut. Durch das Schaffen von Umlagesystemen/Förderungen werden Anreize für Dach- und Fassadenbegrünungen geschaffen. Ziel dieser Maßnahme ist eine Verbesserung der Luftqualität durch eine verstärkte Feinstaubbindung, eine Reduktion der Überhitzung im dicht bebauten Stadtgebiet und die Schaffung zusätzlicher Freiräume in der dritten Dimension.

Wärmeinseln/Frischluftschneisen

Durch intelligente Stadtplanung werden bestehende Wärmeinseln saniert und neue verhindert. Es wird ein verpflichtendes Konzept von Grünschneisen bis in dicht bebaute Stadtteile geben. Das Begrünungsprogramm der Stadt konzentriert sich insbesondere auf identifizierte Wärmeinseln. Luftleitbahnen werden frei von Bebauungen gehalten, um die nächtliche Abkühlung der Stadt nicht zu beeinträchtigen. Grünschneisen ins Stadtinnere werden komplettiert und durchgängig gestaltet. Erreicht wird dieses Ziel durch Fassadenbegrünung, Dachgärten, Straßenbegrünung, bewusste Orientierung der Baukörper im Neubaufall, Baumaterialien, die nicht stark absorbieren, Ausweisung photovoltaischer Vorranggebiete und „intelligente Fassadenelemente“.

Grünraumsicherungterrasse.jpg

Wien erlebt ein starkes Bevölkerungswachstum. Dadurch entsteht ein hoher Druck auf noch unversiegelte Flächen, die aber aus vielen Gründen wertvoll sind und für Bebauung tabu bleiben sollten. Ein Wiener Bodenschutzgesetz (Grünraumschutzgesetz), welches Mindestanteile an unversiegelten Flächen pro Stadtteil bzw. pro Bezirksteil vorschreibt, soll erlassen werden. Es soll eine Schutzkategorie geben, die unter gar keinen Umständen in ihrer Intention umgangen werden kann. Mit Hilfe einer Ausgleichsregelung für Parks und Grünflächen, einer präzisen Definition von Siedlungsgrenzen, dem Prinzip des Landschaftskontos, der Schutzkategorien Landschaftsschutzgebiet und SWW sowie einer Abstimmung über Entwicklungspotenziale von Grünräumen soll dieses Ziel erreicht werden.

Stadt der kurzen Wege

Durch das Auslagern der Nahversorgung in Einkaufszentren an den Stadtrand steigt der Individualverkehr stark an. Um diesen Umstand entgegenzuwirken, wird das Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“ wieder gezielter verfolgt. Die Nutzung von Erdgeschoßzonen wird gefördert und das Angebot an Nahversorgern wird verdichtet. Die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum wird attraktiviert, indem der ruhende Verkehr reduziert und der ÖV gefördert wird. Fußgänger/innen können sich daher freier und sicherer im öffentlichen Raum bewegen. Unterstützt wird dieser Prozess, indem der Komfort für kurze Wege (barrierefrei, Beschattung, witterungssicher, kein ruhender Verkehr, Arkaden) erhöht wird und die Durchgängigkeit der Stadtstrukturen gesichert ist. Durch diese und mehr Maßnahmen wird der MIV reduziert, eine Belebung des öffentlichen Raumes erreicht, eine dichtere Versorgung mit Nahversorgern und mit Naherholungsflächen gewährleistet und somit der Freizeitverkehr verringert.


© Fotos: W. Doppler, H. Raimund

TPL_WUA_ADDITIONAL_INFORMATION