Immer mehr Expert/innen forderne eine Radikalreform unseres Wirtschaftssystems, dass per se nicht nachhaltig ist, weil es in einer begrenzten Welt auf grenzenloses Wachstum abzielt und außerdem einen unverhältnismäßig hohen Anteil der vermeintlichen Früchte dieses Wachstums einem sehr kleinen Teil der Weltbevölkerung zufließen lässt. Mindestens zwei Milliarden Menschen gehen leer aus.

Über die Frage, wie Wirtschaftsregeln zu ändern wären, um der Wachstumsspirale zu entkommen, zerbrechen sich zur Zeit einige Forscherteams die Köpfe. Ein schlüssiges makroökonomisches Modell der Nachhaltigkeit liegt zur Zeit noch nicht vor.

Herman Daly hat unter dem Titel “Steady state economy“ vorgeschlagen, durch entsprechende Regeln den Ressourcenverbrauch der Wirtschaft auf einem nachhaltigen Niveau einzufrieren. Effizienzsteigerungen und Innovationen würden dann ermöglichen, dass mit demselben Ressourcenverbrauch langsam auch mehr produziert werden kann, aber dies wäre nicht mit dem heutigen Wirtschaftswachstum vergleichbar.

Weltweit entstehen zur Zeit auch neue Parameter zur Messung von Wohlstand und Lebenszufriedenheit, welche das BIP als mangelhaften Parameter, der weder die Schere zwischen Arm und Reich abbildet noch Aspekte wie Bildung, Gesundheit und durchschnittliches Lebensalter berücksichtigt, ersetzen sollen. Die OECD bearbeitet das Thema in dem Großprojekt „Beyond GDP“.

Tim Jackson hat mit seinem Team von der „Sustainable Development Commission“ (UK) den Report „Prosperity without Growth“ publiziert, in dem ein neues Modell entwickelt wird, das sich auf den Erhalt der Lebensqualität und Wohlstand unter definierten ökologischen Grenzen konzentriert.  

Das österreichische Lebensministerium führt einen Diskussionsprozess zum Thema „Wachstum im Wandel“.

Die tiefgreifenden Veränderungen werden nur durch einen umfassenden, gesellschaftlichen Wertewandel möglich. Aspekte wie faire Verteilung von Arbeit, Ressourcen und Emissionsrechten, eine Neubewertung unserer Work-Life-Balance und gesellschaftlicher Konsens über bestimmende Faktoren zur Lebensqualität, werden hier unverzichtbare Bestandteile bilden. Die internationale Diskussion dazu hat gerade erst begonnen.

Welche Chancen eine Stadt wie Wien hat, Kontrapunkte gegen negative Auswirkungen von Wachstumszwang und Globalisierung zu setzen, und einen nachhaltigen Lebensstil attraktiv zu gestalten, ist ein spannendes Thema, mit dem sich die WUA auch in der nächsten Zeit auseinandersetzen wird.

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