Iris Tichelmann, Wiener Umweltanwaltschaft

Über mir zwitschern Amseln und Stieglitze, Spechte klopfen auf Baumstämme und das Laub raschelt im Wind. Hinter dem Gebüsch kann ich den Lärm einer Baustelle ausmachen, doch das stört mich nicht. Alles ist so grün und wild, es wirkt überhaupt nicht gepflegt und das liebe ich sehr! Wenn sich die Natur entfalten kann, dann gibt es so viel zu beobachten!

freie mitte nordbahnhof kleinFür die streng geschützten Wechselkröten wurden zwei Teiche als Laichgewässer angelegt. Haufen aus Totholz, Schotter und Steinen sind ein Versteck für Zauneidechsen. Das Gebüsch ist teilweise sehr dicht, aber ein Trampelpfad führt weiter hinein in die Wildnis.

Unter einer alten, sanierungsbedürftigen Eisenbahnbrücke haben Graffitikünstler ihre Werke hinterlassen. Die alten Bahngleise sind zwar noch zu sehen, aber sie sind schon überwachsen und mit etwas Glück kann man einen Feldhasen darüber hoppeln sehen.

Drei Kinder tollen herum und erleben die größten Abenteuer, denn sie spielen mit allem, was sie finden und denken sich die tollsten Geschichten aus.

Im Sommer pflücke ich gerne ein paar Brombeeren. Ich nehme sie mit nach Hause und wasche sie gut ab. Sie sind klein und ziemlich sauer, aber ich mag sie trotzdem.

Diese Wildnisfläche, die ich am Liebsten habe, befindet sich nicht am Stadtrand, sondern mitten in Wien, und zwar im 2. Bezirk, in einem der größten freie mitte nordbahnhof 2 kleinStadtentwicklungsgebiete: die „Freie Mitte“.

Im Viertel um den ehemaligen Nordbahnhof, der einer der größten und wichtigsten Bahnhöfe der Habsburgermonarchie war, entsteht ein neues, junges Stadtgebiet. Schon in wenigen Jahren werden auf insgesamt 85 Hektar 20.000 Menschen ein zu Hause finden. Veränderung liegt in der Luft.

Ein Teilbereich des Stadtentwicklungsgebiets trägt den Titel „Freie Mitte - Vielseitiger Rand“. Das bedeutet, dass in diesem Bereich Gebäude rund um einen ca. 9 Hektar großen Grün- und Freiraum angeordnet werden. Diese Grünfläche wird nicht als Park mit Rasenflächen und Alleen ausgestaltet, sondern der Wildnischarakter wird im Mittelpunkt stehen und erhalten bleiben. Die „Freie Mitte“ wird auch in Zukunft eine für die Öffentlichkeit frei zugängliche Stadtwildnis sein.

Eine Übersicht der Gstett'n in Wien finden Sie in der Neuauflage unserer Broschüre "Am Anfang war die Gstett'n - Wiener Stadtwildnisflächen"

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