Europas alternde Atomreaktoren – Gefahren und Alternativen
Viele europäische Staaten sind dabei, die Laufzeit ihrer Kernkraftwerke über die ursprünglich geplante Betriebsdauer hinaus zu verlängern. Die Technik dieser sogenannten Reaktoren der 2. Generation geht bereits auf die 1970-er Jahre zurück. Zudem werden Alterungsprozesse in den bestehenden Anlagen zunehmend sicherheitsrelevant. Was bedeutet das für aktuelle und zukünftige Sicherheitsrisiken? Wie kann auf europäischer Ebene angemessen reagiert werden? Das 8. Wiener Nuklearsymposium gibt einen Überblick über diese Problemlage und stellt relevante Beispiele zur Diskussion.

Langjährige Kooperation im Anti-Atom-Bereich

Die von der Wiener Umweltanwaltschaft und dem Institut für Sicherheits- und Risikoforschung der Universität für Bodenkultur ins Leben gerufenen Wiener Nuklear-Symposien widmen sich jährlich einem anderen Thema der Nuklearenergie. Die Vorträge sowie die Diskussion mit den Vortragenden und anwesenden Expert/innen, sollen abseits der tagesaktuellen Meldungen aus dem Bereich der Kernenergie die Möglichkeit zur kritischen und fundierten Auseinandersetzung bieten. So sollen sachliche Dialoge gefördert und Interessierten die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung auf Grundlage fachlicher Information geboten werden. Erkenntnisse dieser Symposien fließen regelmäßig in Stellungnahmen der Stadt Wien zu Atomthemen ein.

Die friedliche Nutzung der Kernenergie begleitet die Menschheit seit der Mitte der 1950-er Jahre. Bereits nach dem die zerstörerische Kraft der Atomwaffen sichtbar geworden war, setzte man große Hoffnungen in den kontrollierten Einsatz dieser Energiequelle. Die Erwartungen konnten bis heute nicht ansatzweise erfüllt werden und Unfälle wie in Tschernobyl oder Fukushima zeigen, dass die Technologie katastrophale Folgen haben kann.

Argumente für ein neues Energiesystem

Die Wiener Umweltanwaltschaft als Atomschutzbeauftragte der Stadt Wien lehnt die Kernenergienutzung aus einer Reihe von Gründen ab und sieht ausschließlich in minimiertem Energieverbrauch und erneuerbaren Energiequellen eine langfristige Möglichkeit zur sicheren Energieversorgung.

  • Abfall aus Kernkraftwerken (verbrauchte Brennstäbe,...) sind radioaktiv und müssen zum Teil über hunderttausende Jahre sicher gelagert werden.
  • Unfälle in Kernkraftwerken können katastrophale Folgen nach sich ziehen. Wie in Tschernobyl bleiben große Gebiete praktisch ewig unbenutzbar. Für auch weiter entfernt lebende Menschen sind die Folgen durch eine erhöhte Anzahl von Krebserkrankungen und Missbildungen bei Kindern noch über viele Jahrzehnte gegenwärtig.
  • Die Kernenergie trägt weniger als 3 % zur Weltenergieversorgung bei. Selbst wenn man diesen Anteil nicht ausbaut, wird am Ende dieses Jahrhunderts kein Uran mehr vorhanden sein. Reaktoren mit anderen Brennstoffen (Plutonium, Thorium) haben ein vielfach höheres Unfallrisiko.
  • Aus den Abfällen der Kernenergie lassen sich die Rohstoffe für Atomwaffen gewinnen.
  • Der Uranbergbau hinterlässt große radioaktiv verseuchte Gebiete.
  • Die Kernenergie ist unter Einrechnung aller Kosten – welche heute nicht von den Verursachern sondern von der Allgemeinheit getragen werden – eine teure Energieform.
  • Der rechtliche Rahmen für die Kernenergie räumt dieser Energieform viele Sonderrechte ein und entzieht vielen Bereichen eine effektive und transparente Kontrolle.

Der Ersatz der Kernenergie durch erneuerbare Energieträger vermeidet nicht nur diese Risiken sondern ist auch wirtschaftlicher, wie die Studie „Renewable Energy versus Nuclear Power“ der Wiener Umweltanwaltschaft zeigt.

Zeit und Ort:
Freitag, 15. September 2017, 10:00 bis 15:00 Uhr
Hauptgebäude der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Kleiner Hörsaal im „Tiefparterre“

Informationen zur diesjährigen Veranstaltung sowie die Inhalte der vergangenen Symposien: www.nuklearsymposium.at

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