Nach Berichten der französischen Atomaufsicht ASN und der Betreibergesellschaft EdF (Electricité de France) ist es am 9. Februar 2017 um 9.45 Uhr in der Generatorhalle des KKW Flamanville 1 zu einer Explosion und einem Brand gekommen. Die Feuerwehr konnte den Brand bis zu den Mittagsstunden löschen. Der betroffene Reaktor wurde abgeschaltet. Fünf Mittarbeiter des Kraftwerks erlitten Rauchgasvergiftungen.

Ausgelöst wurde der Brand laut vorläufigen Angaben der Behörde von einem schadhaften Ventilator unter dem Generator. In diesem befinden sich zum Betrieb notwendige brennbare Öle sowie Kühlmittel. Der genaue weitere Verlauf des Schadensereignisses ist Gegenstand von laufenden Untersuchungen.

Auch wenn der Unfall zum Glück den nichtnuklearen Teil der Anlage betroffen hat, ist zu bedenken, dass die Sicherheit von Kernreaktoren zum ganz überwiegenden Teil von einer intakten Stromversorgung und der davon abhängigen ununterbrochenen Kühlung des Reaktors abhängt.

Pannenserie Flamanville

Der jüngste gravierende Vorfall, wenn auch nicht im nuklearen Teil der Anlage, ist einer in einer Reihe von Unfällen in dem KKW Standort an der Ärmelkanalküste. Am Standort befinden sich zwei Druckwasserreaktoren mit je etwa 1300 MW elektrischer Leistung aus den 1980-er Jahren und ein in Bau befindlicher Druckwasserreaktor vom Typ EPR, der 2007 in Betrieb gehen hätte sollen. Zuletzt stand der Block 2 im Dezember 2015 mehrere Wochen still. Im Oktober 2015 erklärte die Aufsichtsbehörde wegen mangelhafter Befestigungen einen INES 1-Vorfall für beide in Betrieb befindliche Blöcke. Im Sommer 2015 stiegen über dem Reaktorblock 2 Rauchwolken auf, was für mehrere Stunden zur Auslösung des Alarmplans führte, bis das Nichtvorhandensein eines Feuers festgestellt werden konnte.

Der Zustand des Standortes Flamanville ist repräsentativ für den Zustand der französischen KKW. 58 in die Jahre gekommene Reaktoren in ganz Frankreich erzeugen rund 80 % des französischen Stromes. Das Stromsystem ist auf diesen hohen Anteil an nicht regelbarer Kernenergie ausgelegt. Stromheizungen und dergleichen wurden in der Vergangenheit gefördert um den auch in der Nacht unveränderbar anfallenden Strom aus den Nuklearanlagen irgendwie verbrauchen zu können. Dadurch ist eine riesige symbiotische Abhängigkeit zwischen Kernkraftwerken und Verbrauch entwickelt worden. Heute müsste eigentlich, wie immer häufigere alterungsbedingte Unfälle in allen französischen Anlagen zeigen, die Reaktoren stillgelegt oder durch großangelegte Revitalisierungsprogramme wieder in Stand gesetzt werden. Für Ersteres fehlt der französischen Politik noch der Mut, auch weil dieser Schritt das endgültige Ende des bereits heute defizitären Nuklearsektors mit zehntausenden Arbeitsplätzen darstellen würde, für Zweiteres fehlt das Geld.

Es bleibt zu Hoffen, dass Frankreich seine bereits vorhandenen und immer größer werdenden Schritte in Richtung erneuerbare Energieträger fortsetzt und sich von seinem nuklearem Erbe vollständig trennen wird, bevor in einem der Reaktoren ein schwerwiegender Nuklearunfall stattfindet. Denn für eine solchen Unfall stellt sich nicht die Frage nach dem ob, sondern nur nach dem wann.

Detailinformationen der WUA zum KKW Flamanville

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