Der deutsche Automausstieg geht in seine letzte Runde. Nachdem immer wieder versucht wurde den Ausstieg zu verhindern oder zu verschieben, nähert sich nun das Ende der Kernenergie in Deutschland. Durch die Katastrophe von Fukushima aufgerüttelt, hat die Regierung eine geplante Verschiebung des Endes um bis zu 12 Jahre schnell wieder zurück genommen. Die sieben der ältesten Reaktoren mussten sogar sofort außer Betrieb genommen werden. Daran konnten auch noch immer im Raum schwebende Schadenersatzforderungen der Betreiber nichts ändern.

Nur noch acht KKW in Betrieb

Nur noch acht Atomreaktoren sind zurzeit in Betrieb, 28 wurden bereits stillgelegt. Wurden im Jahr 2000 noch rund 34 Prozent des Stroms in Kernkraftwerken erzeugt, so waren es im vergangenen Jahr (2015) nur noch rund 14 Prozent. Entgegen den Befürchtungen oder fast schon Drohungen der KKW-Betreiber sind die Lichter in Deutschland nicht ausgegangen. Auch der Industriestandort Deutschland ist nicht zusammengebrochen. Blickt man nach Frankreich mit einem Kernenergieanteil von rund 75 Prozent, zeigt sich deutlich, dass der wirtschaftliche Erfolg mit Stromerzeugung aus Kernenergie nicht unbedingt korrelieren muss. Dass der deutsche Atomstrom jetzt mit Kohle ersetzt werden würde, erweist sich nach einem Blick auf die Statistik auch als Märchen. Der hohe Braun- und Steinkohleanteil ist seit dem Atomausstieg nicht signifikant gesunken – gestiegen aber auch nicht. Der Wegfall der Kernenergie wird weitestgehend durch erneuerbare Energieträger kompensiert. Auch der Trend der CO2-Bilanz weist in Deutschland weiterhin, wenn auch nur langsam, nach unten. Importierte Deutschland im Jahr 2000 noch 3,1 TWh Strom, so wurden 2014 35,6 TWh exportiert.

2023 ist Schluss

Am 27. Juni 2015 wurde das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld als bisher letztes vom Netz genommen - sieben Monate vor dem gesetzlichen Termin (wegen der Unwirtschaftlichkeit des Betriebs). Die verbliebenen acht deutschen Kernreaktoren werden bis 2022 sukzessive vom Netz gehen.

  • spätestens am 31. Dezember 2017: Kernkraftwerk Gundremmingen B
  • spätestens am 31. Dezember 2019: Kernkraftwerk Philippsburg 2
  • spätestens am 31. Dezember 2021: Kernkraftwerke Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen C
  • spätestens am 31. Dezember 2022: Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland

Dann wird allen klar sein müssen, dass auch eine führende Industrienation wie Deutschland zu seiner sicheren Stromversorgung keine Kernkraftwerke benötigt, ja diese einen Umstieg auf nachhaltige Energiequellen sogar behindern.

Das Kapitel Kernenergie wir dann aber für Deutschland leider nicht abgeschlossen sein. Jahrzehnte und viele Milliarden Euro werden noch notwendig sein, um die Hinterlassenschaften der kurzen Ära der Kernenergie (von 1961 bis 2022) so gut wie möglich in den Griff zu bekommen.

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